Wird fortlaufend ergänzt
„Täuschen, Tricksen, Drohen“
ZDF Zoom 26.02.2014 - „Täuschen, Tricksen, Drohen“
(Video 29:21 Min.)
Drei Jahre sind vergangen seitdem in Fukushima vier Reaktorgebäude explodierten. Und immer wieder kommt es zu schweren Zwischenfällen.
Autor Johannes Hano und sein Team fragen: Anlass zur Sorge?
Es ist noch schlimmer als befürchtet!
Frontal21 - Strahlende Ruine – Fukushima außer Kontrolle
(Sendung vom 17.12.2013)
Als die Reaktoren in Fukushima vor fast drei Jahren in die Luft flogen – war die Welt geschockt. Geschockt auch deshalb, weil es mit Japan ein Hochtechnologieland getroffen hatte. Und viele das bis dahin für unmöglich hielten. Umso bedrohlicher, dass die Katastrophe immer weitergeht.
Auch fast drei Jahre nach Ausbruch der Katastrophe kommt es im Havarie-Reaktor von Fukushima immer wieder zu schweren Zwischenfällen. Größtes Problem derzeit sind die Unmengen an Wasser, die in die zerstörten Reaktorgebäude fließen
Video (von 8:40 – 16:47 Min.)
Neuigkeiten rund um Fukushima von der Schweizerische Energiestiftung SES
06.12.2011 Dezember
Themen:
1. Strontium in Tokyo entdeckt
2. Cäsium aus Fukushima 5000 Meter tief im Meer gefunden
3. «Occupy Wirtschaftsministerium» für den Atomausstieg
4. Unfallsimulationsdaten aller japanischen AKW jetzt auf dem Internet
5. Tepco bestätigt: Sommer 2012 ohne AKW ist möglich
6. Die IEA verschreibt Japan eine strahlende Zukunft
7. Hintergrund: Die Tragödie um das schönste japanische Dorf
04.11.2011 November
Themen:
1. Atomstrom kostet inkl. Supergau bis zu 1 Fr./kWh
2. Wohin mit den Unmengen giftigem Atomabfall?
3. Dekontamination kostet über 313 Milliarden Franken
4. Entschädigung kostet mindestens 50 Milliarden Franken
5. Neue 30 Kilometer-Regel: 6mal mehr Personen evakuieren
6. Ist das Tokyoter Trinkwasser nuklear verseucht?
7. Cäsium 134 und 137 in Fischen gefunden
8. Die Präfektur Fukushima möchte definitiv aussteigen
05.10.2011 Oktober
Stand der Dinge
Themen:
- AKW: Schon vor dem Eintreffen des Tsunami beschädigt?
- Neue Nuklear- und Industrie-Sicherheitsbehörde
- Reaktorenzustand Ende September 2011
- TEPCO drückt sich um Entschädigung
- Ganz Ostjapan ist von der Strahlung betroffen
- Kein Verursacherprinzip für Dekontaminierung
- Radioaktive Abfälle ins Meer kippen?
Die Zukunft ist erneuerbar
Themen:
- Die Japan Renewable Energy Foundation
- Auch die Industrie ist erwacht
- Auch in den Provinzen tut sich was
- Der Megasolarboom
- Historische Grossdemonstration in Tokyo
- 100 Prozent-Szenario für Japan
21.11.2011 Besuch aus der Präfektur Fukushima
Die totgeschwiegene Katastrophe
Auf Einladung des Bund Naturschutz in Bayern e.V. waren am 21.11.2011 drei vom SuperGAU in Fukushima-Daiichi betroffene Menschen in Schweinfurt zu Gast.
Aus deutscher Sicht reagierten die Menschen in Japan auf den vierfachen SuperGAU in Fukushima-Daiichi scheinbar gelassen. Dazu muss man sich klar machen, dass der Betreiber der Atomanlagen (TEPCO) und auch die japanische Regierung und die Behörden beschwichtigt, verschleiert, getrickst und gelogen haben. Wäre das bei uns anders? Das hat viel mit japanischer Mentalität zu tun. Obrigkeitsglaube, das Zusammengehörigkeitsgefühl (einander nicht im Stich lassen) und eine im Vergleich zu Deutschland „unfreie“ Presse sind ausgeprägt. Atomkraft wird kaum kritisiert. Kinder wachsen mit der Comicfigur „Atomboy“ auf. Dieser kämpft gegen Unrecht und Krieg und für Frieden. Atom ist also positiv belegt.
Bei der Abendveranstaltung, die vom „Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft“ mitveranstaltet wurde, schilderten sie eindringlich und bewegend Ihre Erfahrungen und Schicksale.
Frau Masako Hashimoto (54) hat in Deutschland studiert. Sie lebte in der Stadt Miharu, 50 km entfernt vom Katastrophenort. Sie ist in Makrobiotik und Naturheilkunde tätig. Frau Hashimoto erfuhr sehr frühzeitig, dass es zu dem schweren Atomunfall gekommen war und dass davon eine große Gefahr ausgeht.
Sie flüchtete bereits einen Tag nach dem SuperGAU mit Ihrer 13-jährigen Tochter ins 700 km entfernte Osaka. Von offiziellen Stellen gab es keine Warnungen und deshalb folgten auch eng befreundete Mütter nicht ihrem Beispiel. Ein Arzt habe sogar gesagt, dass glückliche Menschen nichts von den Strahlen zu befürchten hätten. Rechtzeitig zum Schulbeginn am 06.04. fuhren sie dennoch wieder nach Miharu.
2 Wochen nach Schulbeginn wurde die zulässige Strahlenbelastung der Kinder von 1 auf 20 mSv/a (Millisievert pro Jahr) geändert! Das ist der Grenzwert für gesunde, erwachsene deutsche AKW-Mitarbeiter. Unverantwortlich! Bei höher belasteten Schulen wurde angeordnet, dass die Kinder sich nicht außerhalb des Gebäudes aufhalten dürfen. Spätere Radioaktivitätsmessungen haben ergeben, dass 75 % der Schulen und Kindergärten hoch belastet sind.
Nach ca. 2 Monaten zogen Mutter und Tochter nach Tokio. Ihr Ehemann blieb. Die Familie will sich bald südwestlich von Tokio eine neue Existenz aufbauen.
Vor 2 Jahren sind sie in ihr neues Haus eingezogen. Die Kosten für die Kredite laufen weiter. TEPCO, der Betreiber der havarierten Atommeiler, zahlt nichts!
Kenichi Hasegawa (58) lebte im Dorf Iitate ca. 30 km von den zerstörten, strahlenden Atomanlagen Daiichi entfernt. Er ist Bezirksbürgermeister des Bezirks Maeda und Vorstandsmitglied der Genossenschaft für Milchwirtschaft in Fukushima. Die radioaktive Wolke zog direkt über sein Dorf. Verschärft wurde die Situation auch noch durch Regen und Schneefall, der viel Radioaktivität aus der Luft ausgewaschen hat.
Als ein Messtrupp auftauchte, fasst er nach und erfuhr, dass hohe Strahlung gemessen worden sei. Die Behörden forderten ihn zum Stillschweigen auf. Dennoch (!) informierte er die Menschen in seinem Bezirk über den "radioaktiven Notfall". Dann hat auch er die Strahlung gemessen. Über 40 mSv/h hat er teilweise in seinem Bezirk festgestellt. Überraschenderweise (?) waren die von ihm gemessenen Werte viel höher als die offiziellen. „Haben die dekontaminiert und erst dann gemessen?“ fragt er.
Am 11. April wurde Iitate als „Geplante Evakuierungszone“ festgelegt.
Mit versteinertem Gesicht erzählte Hassegawa wie die Bauern wochenlang die Milch ihrer Kühe wegschütten mussten. Wie sie das Vieh schließlich zum Schlachthof transportierten. Wie Frauen neben den Viehtransportern standen und die Kühe um Verzeihung baten. Hier versagte ihm und auch der Dolmetscherin Barbara Lohoff die Stimme. Er berichtete auch, dass Menschen sich aus Verzweiflung das Leben nahmen. Eine 93-Jährige schrieb: "Ich flüchte mich ins Grab".
Er erzählte von Milchkühen, die in ihren Ställen qualvoll verendet sind. Was mit den Haustieren (Hunde, Katzen usw.) geschehen ist, kann man nur ahnen.
Er bezeichnet sich selbst als Strahlenopfer. Trotzdem oder deshalb kehrt er täglich nach Iitate zurück und dokumentiert die Situation in seinem Dorf. Er informiert Menschen über die Ergebnisse, um sie für die Gefahren radioaktiver Strahlung zu sensibilisieren. Er appelliert an die Behörden, die Kinder zu evakuieren und kämpft gegen die Atomlobby in seinem Land.
Hasegawa glaubt nicht, dass jemals wieder Menschen in dieses Gebiet zurück dürfen.
Frau Akiko Yoshida (30) war als Austauschstudentin in Deutschland. Sie arbeitet bei FoE („Friends of the Earth“ – vergleichbar mit dem „BUND“ in Deutschland) jetzt für die Themen Atom und Energie. FoE Japan will vor allem die Kinder im Raum Fukushima vor der Strahlenbelastung schützen. Sie fordert ein besseres Evakuierungsrecht und angemessene Entschädigung für körperliche und materielle Schäden. Vor diesem Hintergrund fordert FoE Japan auch die Realisierung der Energiewende und einen sofortigen Atomausstieg! Frau Yoshida berichtete, dass auch Demos zunehmen.
Frau Masako Hashimoto informierte sich tagsüber über Handlungsmöglichkeiten zu Energiewende und Atomausstieg. Die Bürgermeister Hans Fischer (Schwebheim) und Emil Heinemann (Sennfeld) erläuterten die kommunalen Strukturen in Deutschland. Norbert Denzer erklärte die Details der Schwebheimer Bürgersolaranlagen und deren Ziele. Gebhard Karch, der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft erläuterte die Technik, Finanzierungsmodell und Erträge der beiden ältesten Windenergieanlagen bei Waldsachsen. Besichtigt wurde eine Freiflächen-Photovoltaikanlage und die Dachs-Blockheizkraftwerke in der Schule von Schwebheim. Vorgestellt wurde von Professor Peter Möhringer auch eine der privaten Radioaktivitäts-Messstationen.
Um den japanischen Gästen Anregungen für mögliche Aktivitäten zu geben, informierte Christian Schäflein über den Widerstand der BA-BI gegen Bau und Betrieb das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG). Babs Günther sprach über die Aktionen der BIG (Bürgerinitiative Gochsheim), die Klage gegen das Atommüllzwischenlager und die zivile Nutzung der Atomkraft. Erich Waldherr stellte Aktionen des Bund Naturschutz für die Energiewende vor. Er verwies auch auf die Studie „Energy Rich Japan“, die zeigt, dass auch in Japan die Energiewende möglich ist.
Die geschätzten materiellen Schäden durch die Reaktorkatastrophen in Fukushima-Daiichi werden derzeit auf 4.500 Milliarden Euro geschätzt. Die Evakuierungskosten und die Kosten für eine eventuell spätere Dekontamination einzelner Gebiete sind nicht berücksichtigt. Auch das Leid von Menschen und Tieren wird verdrängt.
Auch in Deutschland kann jederzeit ein SuperGAU in einem Atomkraftwerk passieren! Im Bereich Fukushima müssten bei dem Grenzwert von 20 mSv/a ca. 80.000 Menschen evakuiert werden. Das ist dort nicht geschehen. „Das ist nicht die Unfähigkeit der Japaner, sondern es ist unmöglich“ so Dr. Herbert Barthel, der Referent des Bund Naturschutz in Bayern. In Deutschland liegt der Grenzwert bei 1 mSv/a, da müssten mehrere Millionen Menschen evakuiert werden.
Mit den richtigen politischen Vorgaben könnten Deutschland und Japan der Welt zeigen, dass selbst in hochindustrialisierten Ländern der Ausstieg aus der Atomenergie möglich ist. Kann man das von einer Regierung erwarten, die nicht einmal das Überfliegen von Atomkraftwerken verbieten kann?
Deshalb der Appell von Sebastian Schönauer, dem stellvertretenden Vorsitzenden des BN: Atomkraftwerk Grafenrheinfeld sofort abschalten! Die Lösung: Energiesparen und erneuerbare Energien.
Weitere Details:
http://www.mainpost.de/regional/franken/Auf-der-Flucht-vor-den-Strahlen;art1727,6459501
http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Windkraft-als-Modell-fuer-Japan;art763,6461735
Gift auf den Wiesen
Aus dem Spiegel 22/2011 vom 30.05.2011
Nach dem Vortrag von Kenichi Hasegawa hat der Artikel aus dem „Spiegel 22/2011“ vom 30.05.2011 eine neue, tiefere Bedeutung.
Nach dieser Grafik hat Iitate zwischen 9,5 und 19 µSv/h (Mikrosievert pro Stunde) abbekommen. Das sind zwischen 83 und 166 mSv/a (Millisievert pro Jahr). Irgendwoher habe ich die Info, dass ein erhöhtes Krebsrisiko ab 11 µSv/h (= 96 mSv/a) besteht.
Der europäische (und frühere japanische) Grenzwert für Zivilpersonen von 1 mSv/a ist in Iitate nach einem Aufenthalt von 4,4 bzw. 2 Tagen erreicht.