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Abschussplanungen für Rehwild sollen teilweise abgeschafft werden - Abschuss geschützter Arten aber ausgeweitet werden

Jagdminister Aiwanger plant weitreichende Änderungen des

Jagdgesetzes. BUND Naturschutz ist alarmiert: Ohne

Abschussplanungen wird der nachwachsende Wald noch mehr

vom Rehwild aufgefressen. Minister Aiwanger will sich den

Zugriff auf zahlreiche geschützte Tierarten sichern und deren

Abschuss erleichtern.

21.01.2025

Mit großer Sorge sieht der BUND Naturschutz einer Novelle des Bayerischen
Jagdgesetzes entgegen. Auf der Internetseite des Bayerischen Jagdverbandes
ist ein entsprechender Referentenentwurf des zuständigen
Wirtschaftsministeriums aufgetaucht (siehe hier). „Sollte der Entwurf
tatsächlich so umgesetzt werden, wäre das ein absoluter Dammbruch beim
Artenschutz und bei der im Klimawandel so wichtigen Waldverjüngung, die
durch Aiwangers Pläne noch stärker unter Druck kommt“, erklärt der BN-
Landesbeauftragte Martin Geilhufe. „Das Papier ist von einer Brisanz, die nicht
hoch genug eingeschätzt werden kann und ein absoluter Tiefpunkt des von
Tiefpunkten nicht gerade armen Wirkens von Wirtschaftsminister Hubert
Aiwanger. Wir fordern Ministerpräsident Markus Söder auf, diese Novelle zu
stoppen und die Aushebelung des Artenschutzes und des von der
Staatsregierung unterschriebenen Waldpaktes nicht zuzulassen.“
Der Entwurf sieht vor, dass europarechtlich streng und vor Entnahme
geschützte Tierarten vom Artenschutz in die alleinige Zuständigkeit des
Jagdrechts übertragen werden. Für sie sollen rechtlich fragwürdige und
fachlich problematische weitreichende Möglichkeiten für eine Bejagung
eingeführt werden - der Schutz würde damit deutlich abgeschwächt. Das
betrifft sowohl etliche neue, als auch einige schon im Jagdrecht enthaltene,
aber ganzjährig geschonte Arten. „Minister Aiwanger will offenbar zum
Generalangriff auf geschützte Arten blasen, anstatt Einzellösungen für
tatsächliche Probleme zu unterstützen, die auch mit dem Naturschutzrecht
vereinbar sind“, so die stellvertretende BN-Vorsitzende Beate Rutkowski.
„Europarechtlich geschützte Arten haben nichts im Jagdrecht zu suchen. Die
meisten Arten wie Luchs, Wildkatze, Feldhamster, Goldschakal oder viele
Vogelarten brauchen überhaupt kein Management und schon gar keine Jagd.
Auch ein Herr Aiwanger kann das Naturschutzgesetz nicht einfach aushebeln!“
Nicht minder problematisch sind die Pläne zur Bestandsregulierung von 

Rehwild. Jagdminister Hubert Aiwanger plant, die Abschussplanungen
teilweise abzuschaffen, d.h. die behördlichen Vorgaben bezüglich der zu
erreichenden Abschusszahlen würden wegfallen. Möglich werden soll dies
auch für Jagdreviere mit einer zu hohen Verbissbelastung. Dies ist in etwa der
Hälfte der bayerischen Jagdreviere der Fall, in denen die in der Klimakrise
dringend notwendige Waldverjüngung praktisch aufgefressen wird. In diesen
„roten“ Jagdrevieren werden die gesetzlichen Ziele zur Waldverjüngung klar
verfehlt, oft schon seit vielen Jahren. „Wir kritisieren, dass der Freistaat sich
hier aus der Verantwortung stiehlt“, so der BN-Wald- und Jagdexperte Ralf
Straußberger. „Die Situation der Waldverjüngung wird nicht besser, wenn in
roten Jagdrevieren der Staat die Hauptverantwortung künftig auf diejenigen
Waldbesitzer und Jäger abschiebt, die die gesetzlichen Ziele schon jetzt nicht
erreichen.“
Stattdessen müssen die Jagdbehörden für rote Jagdreviere die
Abschussvorgaben erhöhen und deren Umsetzung muss kontrolliert werden
(z.B. durch Fotobeweis: körperlichen Nachweis). Als zentrale Grundlage für die
Abschussplanung müssen für alle Jagdreviere sogenannte „Revierweise
Aussagen“ erstellt werden (Detaillierte Forderungen zu Jagdrecht und
Waldverjüngung finden Sie im Anhang).
Eine Regulierung des Rehwildes liegt im Übrigen nicht nur im Interesse der
Waldbesitzer, sondern auch im Interesse des Gemeinwohls. Nur ein gesunder
klimaresilienter Wald, kann seine vielfältigen Schutzfunktionen erfüllen.
Nämlich: Schutz vor Lawinen und Erdrutschen, vor Hochwasser sowie
Trinkwasser-, Klima- und Biodiversitätsschutz. Es werden zudem in
erheblichem Umfang Steuermittel für die finanzielle Förderung von
Pflanzmaßnahmen und Wildschutzmaßnahmen eingesetzt.

Hintergrundinformation BUND Naturschutz:
Der BN ist mit über 266.000 Mitgliedern und Förderer der größte Natur- und
Umweltschutzverband Bayerns. Er setzt sich für unsere Heimat und eine
gesunde Zukunft unserer Kinder ein – bayernweit und direkt vor Ort. Und das
seit über 100 Jahren. Der BN ist darüber hinaus starker Partner im deutschen
und weltweiten Naturschutz. Als starker und finanziell unabhängiger Verband
ist der BN in der Lage, seine Umwelt- und Naturschutzpositionen in
Gesellschaft und Politik umzusetzen.