Gerettete Landschaften in Stadt und Landkreis Schweinfurt
In der Stadt und im Landkreis Schweinfurt gibt es eine ganze Reihe wertvoller Landschaften, zu deren Schutz und Erhaltung der BUND Naturschutz maßgeblich beigetragen hat – meist im Bündnis mit anderen Organisationen, Vereinen, Persönlichkeiten und Bürgerinitiativen.
Nach den Wirtschaftswunderjahren war der Traum vieler, die es nach dem Krieg (wieder) zu etwas gebracht hatten, ein "Häuschen im Grünen". Unzählige Schwarzbauten entstanden in den sechziger und siebziger Jahren, aber es wurde auch serienweise Ferien- und Wochenendhaussiedlungen geplant, am liebsten Flächen, die landwirtschaftlich unergiebig, aber ökologisch bedeutsam waren. Weil dies zu einer hemmungslosen Zersiedelung der Landschaft und zur Zerstörung wertvoller Biotope führte, stemmte sich der BN nach Kräften gegen diese Entwicklung. So auch in Löffelsterz bei Schonungen. Dort sollte im Zuge der Flurbereinigung im Außenbereich eine Siedlung mit 60 Wochenendhäusern entstehen. Wolf Pösl, der Gründungsvorsitzende der BN-Kreisgruppe Schweinfurt, erhob Einspruch, forderte ein Raumordnungsverfahren und schaltete den Naturschutzbeirat ein. Daraufhin wurde das Vorhaben von der Regierung von Unterfranken abgelehnt.

Der Brönnhof ist ein etwa 1.300 Hektar großes, überwiegend bewaldetes und unbesiedeltes Gebiet im Landkreis Schweinfurt, das bis 2014 als militärischer Übungsplatz genutzt wurde und heute als größtes nationales Naturschutzgebiet Bayerns unter Naturschutz steht. Durch die jahrzehntelange Sperrung entstand eine einzigartige Artenvielfalt ohne Dünger- und Pestizideinsatz; Über 1.500 Pflanzen- und Tierarten, darunter auch die seltene Wildkatze, finden hier Lebensraum. Der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Schweinfurt engagiert sich stark für den Erhalt der Fläche als Naturschutzgebiet, das nun von robusten Konik-Pferden und Angus-Rindern offen gehalten und gepflegt wird.
Die Pfeifengraswiese und das Riedholz bei Schwebheim sind wertvolle Naturschutzflächen im Schweinfurter Becken, die durch ökologische Flurbereinigung und aktiven Schutz erhalten wurden. Die Pfeifengraswiese (auch Riedwiese genannt) liegt westlich an das Riedholz angrenzend und ist ein kleiner, aber artenreicher Bereich, in dem über 90 Blütenpflanzenarten, 22 Gräserarten und 15 Gehölzarten vorkommen. Seltene Pflanzen wie die Sibirische Iris und die Frauenschuh-Orchidee sind dort zu finden, besonders im Frühjahr verwandeln sie die Wiese in ein blaues Blütenmeer.
Die Sulzheimer Gipshügel sind ein rund 8,3 Hektar großes Naturschutzgebiet bei Sulzheim, das eine seltene Steppenheide auf verkarstetem Gipsfels verwaltet. Die Landschaft ist geprägt von Wellen, Buckeln, Einsturzkratern und Trockenrasen mit besonderer Flora wie Adonisröschen und Küchenschelle. Seit 1979 stehen die Gipshügel unter Schutz und zählen zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns.
Der Spitalgrund bei Prüßberg ist ein rund 42 Hektar großes Naturschutzgebiet im Steigerwald, das 1985 unter Schutz gestellt wurde. Es umfasst Wiesen, Auwälder sowie Teile Schluchtwälder entlang des Oberlaufs der Volkach (Spitalbach), die eine vielfältige Flora und Fauna mit vielen Arten bieten. Besonders charakteristisch sind die ausgedehnten Magerrasenflächen, die aufgrund ihrer Artenvielfalt und dem naturnahen Zustand von Bedeutung sind. Das Gebiet verbindet Feuchtwiesen, Streuobstbestände und Wildnisbereiche und wurde maßgeblich durch den Naturschützer Bernhard Grzimek unterstützt, der Flächen verwaltet und dem Bund Naturschutz übergab. Pflegemaßnahmen wie das Mähen der Magerrasen erfolgen zum Erhalt dieses empfindlichen Lebensraums, der zahlreichen Vogelarten, Amphibien und seltenen Pflanzen Schutz bietet.
Die Grettstadter Wiesen bei Schweinfurt gehören seit dem 17. Jahrhundert zu den berühmtesten botanischen Gebieten in der Region. Botaniker wie Johannes Michael Fehr, Mitbegründer der Leopoldina, beschrieben sie in ihren Werken begeistert als ein ökologisches Juwel mit einer außergewöhnlichen Vielfalt seltener Pflanzenarten. Fehr verglich das Gelände lyrisch mit einem Sitz der Göttin Flora im Frühling, der Ort schien von göttlicher Schönheit durchdrungen. Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Leopoldina veröffentlichten Friedrich Emmert und Gottfried von Segnitz eine umfangreiche Liste der dort vorkommenden Arten.
Leider sind die Grettstadter Wiesen heute größtenteils verloren. Sie fielen der ersten Flurbereinigung im Raum Schweinfurt-Süd zum Opfer und wurden der Schweinfurter Hospitalstiftung als Ersatzfläche übertragen. Dort wurden die zuvor feuchten und artenreichen Wiesen entwässert und für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung umgestaltet. Dieser ökologische Verlust wurde damals von Seiten der Landwirtschaftspolitik sogar ausgezeichnet. In Folge der Flurbereinigung geht das wertvolle Naturerbe unwiederbringlich verloren. Nur einige wenige Reste und angrenzende Schutzflächen blieben erhalten und werden heute teilweise für den Naturschutz erhalten.



