Mainpost (Gerolzhofen) 12.08.2010
Kommunen profitieren von Nationalpark
Fahrt des Bundes Naturschutz in den Bayerischen Wald – Auch Gegner dabei
(fi) Im Rahmen einer Informationsfahrt des Bundes Naturschutz (BN) machten sich trotz widrigen Wetters über 40 Teilnehmer aus der Steigerwaldregion und Franken ein Bild von der Entwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald. Unter den Teilnehmern waren auch erklärte Gegner des Nationalparks Steigerwald, nicht aber Verantwortliche des Vereins „Unser Steigerwald“, der sich entschieden gegen einen Nationalpark wendet.
Ein klares Bekenntnis zum Nationalpark gab es laut Pressemitteilung des Bund Naturschutz zu Beginn von Bürgermeister Heinz Wolf (Freie Wähler) aus Neuschönau, einer Gemeinde im Nationalparkgebiet: „Die Kommunen und die Bevölkerung begrüßen heute mit großer Mehrheit den Nationalpark, weil wir massiv vom Nationalpark profitiere
Anfangs kritisch gesehen
Bürgermeister Wolf erläuterte den Besuchern aus dem Steigerwald, dass der Nationalpark auch im Bayerischen Wald anfangs von der Bevölkerung und der Kommunalpolitik kritisch gesehen wurde. Heute werde der Nationalpark jedoch von der großen Mehrheit der Bevölkerung und der Kommunalpolitik begrüßt. Wolf: „Der Nationalpark ist für den Tourismus das Aushängeschild Nummer eins“.
Der Nationalpark sei einer der größten Arbeitgeber der Region, der 200 Mitarbeiter beschäftigt. Ein vergleichbarer Forstbetrieb würde etwa 60 Personen beschäftigen. Die anfangs bestehenden Ängste, dass hier Arbeitsplätze wegfielen, waren laut Wolf nicht begründet.
Hohe Übernachtungszahlen
120 000 bis 140 000 Übernachtungen verzeichnet Neuschönau mit seinen nur 2400 Einwohnern im Jahr. Der BN liefert dazu eine Vergleichszahl: Gemeinden im Steigerwald wie zum Beispiel Rauhenebrach mit 3000 Einwohnern kämen da nur auf 3000 bis 4000 Übernachtungen pro Jahr. Das seien 30 bis 40 Mal weniger als im Bayerischen Wald.
Auf die Diskussionen im Steigerwald angesprochen erwiderte Wolf, dass die auch bei einem Auftritt in Untersteinbach geäußerten nationalparkkritischen Bemerkungen von Bürgermeisterin Gerti Menigat eine Einzelmeinung darstellen, die von keinem Bürgermeister der Nationalparkgemeinden am Altpark geteilt werde.
Wolf wies Äußerungen von Mitgliedern des Vereins „Unser Steigerwald“ zurück, im Nationalpark würden Steuergelder verschwendet. „Durch diese Investitionen konnten wir unsere Infrastruktur ausbauen und Informationshäuser, Tiergehegezonen und Umweltbildungseinrichtungen bauen“, so Wolf.
Auf 40 Prozent Beschränkungen
Nationalparkleiter Karl Friedrich Sinner erklärte, dass es Holznutzungen, zum Beispiel für Brennholzzwecke im Nationalpark gibt, die im Nationalparkplan festgeschrieben sind. Das Betreten und Sammeln von Waldfrüchten sei auf 60 Prozent der Fläche wie in anderen „normalen“ Wäldern auch möglich. Lediglich auf 40 Prozent, überwiegend in den Hochlagen, gebe es Wegebeschränkungen und Wegegebote, weil hier störungsempfindliche Auerhühner leben. Diese Einschränkung sei aber eine Besonderheit, die es in anderen deutschen Nationalparken so nicht gebe.
Die sich ändernden Waldbilder in den Fichtenwälder haben früher vor Ort für große Diskussionen gesorgt, aber das sei im Altpark ausgestanden, seitdem klar erkennbar ist, dass sich diese Wälder wieder natürlich verjüngen und ein neuer Wald nachwächst.
Völlig anders stelle sich die Situation in den Buchenwäldern im Nationalpark dar. In diesen seit 40 Jahren unbewirtschafteten Wäldern verlaufe die Verjüngung sehr kleinflächig. Einzelne alte Bäumen fallen irgendwann um. Eine kleine Lücke im Buchenwald entstehe, in der sich sehr kleinflächig die Naturverjüngung einstelle. „Da kann ich die Besucher aus dem Steigerwald beruhigen, großflächige Absterbeerscheinungen wie in den Hochlagenfichtenwäldern gibt es in Buchenmischwäldern im Bayerischen Wald und im Nordsteigerwald nicht.“
„Wir kritisieren, dass der Verein „Unser Steigerwald“ die Bevölkerung im Steigerwald falsch informiert. Die immer wieder gezeigten Bilder von den Hochlagenfichtenwäldern sind doch eine Irreführung. Die Realitäten im Bayerischen Wald und im Steigerwald sind doch ganz andere“, sagte dazu Hubert Weiger.
Gutachten gefordert
Der BN fordert nun ein umfassendes Gutachten, das alle diskutierten Schutzgebietsvarianten und deren Auswirkungen auf den Schutz der Buchenwälder und ihrer Tier- und Pflanzenwelt, auf die Regionalentwicklung, auf Arbeitsplätze, Handwerk, Gastgewerbe und Tourismus unabhängig prüfen muss.
Wegen der bestehenden Konflikte soll ein Moderationsprozess begonnen werden. „Wir halten es deshalb für überfällig, dass sich der Freistaat Bayern in die Diskussionen einbringt und dass die Bevölkerung vor Ort neutral informiert wird“, so Hubert Weiger. Naturschutz sei auch Staatsaufgabe.
Kommentar dazu im Internet:
von gemeindemichelau am 14.08.2010 21:48
Kommunen profitieren vom Nationalpark
Der Bund Naturschutz will den Anschein erwecken, ihn interessieren die wirtschaftlichen Interessen der Menschen im Steigerwald. Ich bekomme immer mehr die Überzeugung, den BN-Funktionären interessieren weder die Menschen im Steigerwald noch Klima- und Naturschutz. Er will sich ein Königreich erkämpfen. Seine Waffen sind politische Agitation und Medienmacht.
Professor Müller hat in seinem Vortrag erklärt, dass der Bund Naturschutz von seinen Millioneneinnahmen kaum etwas für Naturschutzprojekte ausgibt. Das wird durch einen Spenden-Test von Öko-Test (11/2002) bestätigt. Dort schloss der BUND mit "mangelhaft" ab, weil er nicht mal 20 % seiner Einnahmen für Projekte einsetzt. Es wird dort auch kritisiert, dass die Ausgabentransparenz "ungenügend" ist. Ist der BN ist eine Organisation mit fragwürdigen Zielen?
Wer etwas für den Klimaschutz tun will, verwendet einheimisches Holz. Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz! Das hat die Holzforschung der Technischen Universität München erst kürzlich in einer Broschüre veröffentlicht. Darin wird auch festgestellt, dass die Wertschöpfungskette Holz mit der positiven Klimabilanz und ihrer Bedeutung für Lebensqualität gesamtwirtschaftlich hoch interessant ist.
Das alles interessiert dem BN nicht. Er will einen Wald ohne Menschen – ein Königreich für fragwürdige Naturschützer.